Ernüchterung nach dem Titelgewinn. Fast alle Leistungsträgerinnen und der Trainer sind weg. Die Damenmannschaft des TV Kirchheimbolanden steht vor einem großen Umbruch. Wie schwer die neue Saison wird, zeigt der verpatzte Saisonauftakt.
Das erste Meisterschaftsspiel hat das verbliebene Rumpfteam des TV Kirchheimbolanden am vergangenen Wochenende gehörig „vergeigt“: Die Damenmannschaft des TV Kirchheimbolanden verlor als Meister der letzten Landesliga-2-Saison überraschend 51:53 (47:47, 21:19) nach Verlängerung bei der SG Deidesheim/TSG Neustadt. Drei Viertel verliefen ausgeglichen. Im dritten Durchgang hatten die Kreisstädterinnen einen Durchhänger, als sie eine knappe Führung mit einem 25:33-Rückstand hergaben und sich später mit Mühe in die Nachspielzeit retteten. Doch in dem ausgeglichenen Match waren die Gastgeberinnen, vergangene Runde in der zweiten Tabellenhälfte „zuhause“, in der Extra-Spielzeit zwei Zähler besser als der TVK. Das reichte für den Überraschungscoup gegen die Vorjahres-Champions. Auch wenn die Mannschaft sich komplett verändert hat und viele Leistungsträgerinnen nicht mehr zur Verfügung stehen – diese Niederlage schmerzte, weil das Weinstraßenteam nicht zu den Topteams der Liga zählt.
Nachwuchs auf neuen Wegen „Wir müssen uns als Team komplett neu finden. Fast die halbe Mannschaft war beim ersten Spiel am letzten Sonntag nicht mehr dabei“, zeigt Jessica Bauer den großen Einschnitt auf. „Wir haben viele Abgänge, darunter auch Leistungsträgerinnen aus der Meistermannschaft.“ Bauer spricht dabei Topscorerin Judith Zumstein und Energiebündel Laura Hirsch an, die neue Herausforderungen suchten – aus beruflichen oder privaten Veränderungen initiiert. Auch die chilenische Austauschschülerin Maria Jesus Retamal Tejos ist nicht mehr dabei. Und zu allem Überfluss hat „Kibos“ zweitbeste Werferin, Emma Bauer, das Team verlassen. Sie absolviert ein freiwilliges soziales Jahr beim FC Bayern München und wird deshalb wenig in ihrer Heimat Bischheim sein. Alleine dieses treffsichere Quartett steuerte in der vergangenen Landesliga-Runde insgesamt 462 der insgesamt 690 Treffer bei, das sind zwei Drittel aller erzielten Punkte! Diese Lücken wird das Team aus der Kleinen Residenz so schnell nicht schließen können – immerhin zählten die vier korbgefährlichen Abgänge zu den fünf erfolgreichsten TVK-Werferinnen. Das wurde im ersten Meisterschaftsspiel letzten Sonntag deutlich. Da es keine Neuzugänge gibt, muss sich die Verantwortung im Korbabschluss auf viele andere Schultern verteilen.
Patchwork im Trainer-Team Doch nicht nur im Team gab es mit dem Weggang vieler Stammspielerinnen einen großen Umbruch, auch der langjährige Trainer Lennart Vatter erklärte seinen Rücktritt. Studium und Beruf haben bei dem TVK-Coach gerade Vorrang. Einen Nachfolger fand der Turnverein nicht, wie Abteilungsleiter Slavko Strock bestätigte. Dafür gebe es einen Zusammenschluss von gleich mehreren Routiniers im Verein, die sich diese Aufgabe im Training und beim Coaching der Spiele teilen werden. Zum einen werden aus der Mannschaft Eva-Maria Krause-Lott und Jessica Bauer die Verantwortung übernehmen. Gleichzeitig springen Sven Radloff, mehrfacher Jugendtrainer und selbst Landesliga-Spieler bei „Kibos“ Korbjägern, sowie der ehemalige TVK-Regionalliga-Regisseur Carsten Bauer ein. Die „Bauers“ waren es am ersten Spieltag, die das Team führten – Carsten an der Seitenlinie und Jessica auf dem Feld. Da sich das Basketball-Quartett auch privat gut versteht, gibt Abteilungschef Strock dem ungewöhnlichen Modell eine echte Chance.
Abwehr noch nicht sattelfest Meike Bauer (16 Punkte) traf im ersten offiziellen Match der neuen Runde am besten für den TVK, auch Christine Molter (14) versprühte großen Tatendrang unterm gegnerischen Korb. Doch die beiden einzig zweistellig treffenden TVK-Korbjägerinnen reichten nicht, um die Pleite zum Saisonauftakt zu verhindern. Dennoch gab es Positives: Mit 51 Treffern scorte das Team in etwa so stark wie durchschnittlich in der vergangenen Runde – auch trafen mit Patricia Lowin (8), Jessica Bauer (5), Dorothea Starck (4), Sonja Heinemeyer (2) und Leonie Hanauer (2) alle eingesetzten TVK-Spielerinnen. Kräftig verbessen müssen die TVK-Mädels dafür ihr Verteidigungsverhalten. Die Zahl der kassierten Gegentreffer war entschieden zu hoch – und auch deutlich höher als noch letzte Landesliga-Saison, als „Kibo“ nur rund 43 Treffer pro Match zuließ.
Der Kader
TV Kirchheimbolanden: Jessica Bauer, Meike Bauer, Mira Becker, Caroline Glaß, Leonie Hanauer, Sonja Heinemeyer, Eva-Maria Krause-Lott, Patricia Lowin, Christine Molter, Dorothea Starck und gegebenenfalls aushilfsweise Emma Bauer (bei Heimaturlaub)