Kampf dem Schiedsrichtermangel

Die Fußballer klagen seit Jahren darüber, doch auch die Handballer und Basketballer in der Pfalz spüren den Schiedsrichtermangel immer öfter. Während mancherorts schon Spiele abgesagt werden müssen, weil kein Unparteiischer mehr zur Verfügung steht, setzen andere auf Schnellfortbildungen.

Auch bei den Basketballern haben sich fehlende Schiedsrichter zuletzt auf den Spielbetrieb ausgewirkt. Den Spielausfall kürzlich bei den Damen des TV Kirchheimbolanden in der Landesliga sieht Christian Klaverveld (Ludwigshafen), Schiedsrichterwart des Basketballverbandes Pfalz, aber als Ausnahme. In seinem Zuständigkeitsbereich in allen Pfalzligen im Erwachsenenbereich seien ihm keine von Referees verursachten Spielausfälle in der Saison 2022/2023 bekannt. Dennoch sieht der Chef aller Pfälzer Schiris die aktuelle Entwicklung als problematisch an.

„Jährlich werden zehn bis 20 Schiedsrichter im Basketballverband Pfalz neu ausgebildet, davon bleiben aber nicht alle dabei. Die Zahl der aktiven Schiris ist relativ konstant. Sie müsste aber viel höher sein, da viele Spiele immer wieder von denselben Referees gepfiffen werden“, sagt Klaverveld. „Einige sind nur gemeldet und pfeifen pro Saison nur ein bis zwei Spiele.“ Das gehe zu Lasten der wenigen aktiven Schiris, die teils bis zu vier Begegnungen am Wochenende leiten. „Insgesamt gibt es in der Pfalz 503 lizenzierte Schiedsrichter, die irgendwann mal ausgebildet wurden. Aktiv davon sind nur noch 107“, sagt der Schiedsrichterwart. „Davon gibt es 50 Anfänger, die sogenannten LSE-Schiris. 57 sind mit den Lizenzstufen A bis D ausgestattet, die alle Ligen pfeifen dürfen.“ In der Spitze sechs Spiele „Grundsätzlich gibt es immer zu wenige Schiedsrichter“, sagt auch Slavko Strock, Abteilungschef des TV Kirchheimbolanden. Der Turnverein habe aktuell acht Unparteiische permanent im Einsatz und könne seine Einsätze erfüllen. Insgesamt sind sogar 14 Referees für den TVK gemeldet, ergänzt Klaverveld.

Der TVK-Basketball-Boss sieht im Jugendbereich ein Problem. „Neben den Einsätzen in allen Seniorenklassen noch Schiris für die Jugendspiele zu stellen, ist nicht einfach. Viele Vereine sind da überfordert. Oftmals wurde diese Runde immer nur ein Schiedsrichter eingesetzt – da leidet die Qualität. Das ist im Jugendbereich nicht gut“, sagt Strock. „Wir haben auch schon mal zwei Schiris zu einem Auswärtsspiel mitgenommen, sonst wäre die Partie ausgefallen.“ Tom Dreyer, Schiedsrichterwart des TVK, konkretisiert das Spannungsfeld, mit dem er konfrontiert ist: „Mit einer Ausnahme sind alle neben dem Pfeifen selbst noch aktiv als Spieler oder Spielerin. Daher kommt es oft zu Überschneidungen, und ich muss manchmal sogar außerhalb unseres Vereins bei der Neuplanung um Hilfe bitten.“ Da sei samstags und sonntags einiges von den TVK-Schiedsrichtern zu leisten, in der Spitze bis zu sechs Partien. In der Saison geht Dreyer von durchschnittlich drei bis vier Begegnungen aus, die der TVK an einem Wochenende leiten muss.

„Wir haben personalisierte Ansetzungen für die Schiris in der Oberliga. Es gibt aber auch Vereinsansetzungen in den unteren Ligen und viele Jugendspiele, die von lizenzierten Referees besetzt werden“, erklärt Dreyer. „Neue Schiedsrichter haben wir jedes Jahr etwa zwei bis drei. Jedoch ist es verdammt schwer, sie zu finden, ins Pfeifen einzuführen und dann auch auf Dauer zu halten.“ Viel Arbeit für wenige Leute Die Fastbreakers haben heuer sechs Schiedsrichter gemeldet, fünf davon pfeifen aktiv. Vier spielen selbst oder sind als Co-Trainer beim BBC Rockenhausen für die Korbjagd im Einsatz. Doppelbelastungen erschweren die Verfügbarkeit. „Es ist für uns schwierig, Schiedsrichter zu finden. Dennoch haben wir eine vielversprechende Perspektive durch neue Jugendmannschaften, bei denen sich neue Leute beteiligen möchten“, sagt BBC-Schiedsrichterwart Etienne Manz. „Aktuell sind wir aber auf unsere derzeitigen Referees angewiesen, die im Verein Aufgaben übernehmen und generell engagiert sind. Das ist für alle Beteiligten viel Aufwand, neben Jobs und Familie ist der Basketball großer Bestandteil am Wochenende.“ Manz wünscht sich für das Schiedsrichterwesen neue Anreize. „Es bleibt viel Arbeit an wenigen Personen hängen. Sie halten den Spielbetrieb am Laufen“, meint der BBC-Verantwortliche. „Trotz der Belastung versuchen wir, alle Ansetzungen wahrzunehmen. Wir mussten diese Saison erst ein Spiel zurückgeben. Die Überschneidung mit eigenen Spielen hält sich glücklicherweise in Grenzen, da hat die Einsatzleitung wirklich ein gutes Auge dafür.“