Durch die Manga-Serie „Kuroko’s Basketball“ hat Marc André Noll als 14-Jähriger den Sport für sich entdeckt und ging fortan für den TV Kirchheimbolanden auf Korbjagd. Mit 22 Jahren spielt er nun seine erste Oberliga-Saison. Der dezimierte Aufsteiger unterlag am Samstagabend erneut. „Ich habe früher viele Animes geschaut“, blickt Noll lachend zurück. Gut für den TVK, der somit einen weiteren Nachwuchsspieler in seine Reihen aufnehmen konnte.
Seitdem hat der aus Dreisen stammende und jetzt in Kaiserslautern wohnende Student (Bio- und Chemieingenieurwissenschaften) richtig Lust auf Basketball und regelmäßiges Training. Dafür nimmt er die knapp 40 Kilometer einfache Strecke, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wirklich zu bewältigen ist, auch gerne in Kauf. Wie für eine Vielzahl seiner jungen Teamkollegen ist es für Noll die erste Oberliga-Saison. Trotz Nolls 23 Punkten unterlag der TVK am Samstagabend – 74:83 (34:47) gegen den BBC Koblenz-Horchheim. „Auch wenn es die Ergebnisse nicht widerspiegeln, aber wir entwickeln uns immer weiter. Es war klar, dass es nicht einfach wird als Aufsteiger, andere Teams sind da noch viel erfahrener und eingespielter als wir“, fasst der 1,77 Meter große Point- und Shooting Guard die aktuelle Situation nüchtern zusammen. Am Samstag kassierten die Kreisstädter die siebte Niederlage im neunten Spiel. Ohne zahlreiche Leistungsträger, die verletzungsbedingt oder aus persönlichen Gründen fehlten, bot die Mannschaft von Eva Krause-Lott den Gästen aus dem Norden Rheinland-Pfalz’ eine Partie auf Augenhöhe, die am Ende der abgezocktere Gegner für sich entschied. Den 13-Punkte-Rückstand zur Halbzeit holten die Kreisstädter Stück für Stück auf und konnten gar auf 70:72 (37.) verkürzen. „Da haben wir dann den Sack nicht zugemacht, um das Ganze zu drehen – zu schnelle Abschlüsse gesucht und zu hektisch gespielt“, gab Krause-Lott zu Protokoll. Gefehlt habe zweifelsohne ein großer Spieler – mit einem solchen „hätte das sicher ganz anders ausgesehen. Es ist schade für die Jungs“, so der Coach. „In solch einem engen Spiel sind Fehlpässe und das Auslassen von einfachen Korblegern besonders schmerzhaft. Wir hätten auch noch mehr Rebounds holen können, da nehme ich mich selbst nicht aus“, betonte Noll.Trotz Selbstkritik war der 22-Jährige am Samstagabend Kirchheimbolandens bester Akteur auf dem Parkett und avancierte mit 23 Punkten (vier von vier Freiwürfen und drei Dreier) zum Topscorer. Lob gab es entsprechend auch von seiner Trainerin: „Ihn muss man schon hervorheben. Er hat die Gegenspieler permanent unter Druck gesetzt und vorne gut gepunktet.“ Dafür kaufen kann sich Noll, der in seiner Freizeit auch gerne Comics zeichnet, leider nichts. Dennoch gelinge es ihm nun mehr und mehr, sich auf seine Stärken, Schnelligkeit und Agilität, zu fokussieren: „Bei mir ist das zu 95 Prozent Kopfsache. Durch das Studium und den Umzug musste ich mich erst einmal auf meine neue Lebenssituation einstellen und habe nicht meine Leistung gebracht.“ Nolls Zwischenbilanz: neun Spiele, 68 Punkte, elf von 14 Freiwürfen und sieben Dreier getroffen.Mannschaftskollege Lukas Ruther, der aufgrund der hohen Inzidenzwerte pausiert und am Samstagabend auch die Halle mied, findet es „klasse, wie er sich entwickelt hat. Da sieht man wieder, dass schwere Zeiten die Spieler fordern und fördern“.Noch drei Partien bleiben Noll und dem TV Kirchheimbolanden in diesem Jahr, um vielleicht doch noch ein Erfolgserlebnis einzufahren. „Es gibt keinen Grund, Trübsal zu blasen. Es war schon gegen Horchheim jetzt mehr Aggressivität in der Mannverteidigung zu erkennen. Der Wille ist da“, sagte Krause-Lott, und hofft, dass der Knoten bei ihrer Mannschaft bald platzt. Dabei kann sie sicherlich auf Marc André Noll zählen …
TV Kirchheimbolanden:
Noll (23), Dreyer (17), Kupczyk (12), Jäger (12), Radloff (9), Braun (1), Bauer, Reis