Porträt Erna Schott: Sie braucht noch viel Geduld

Erna Schott kommt aus der Basketball-Talentschmiede des TV Kirchheimbolanden. Seit 2021 studiert die 24-Jährige in Landau und feierte mit dem TV Bad Bergzabern einen großen Erfolg. Doch statt in der Oberliga auf Korbjagd zu gehen, muss sie zuschauen. Wegen einer Allerweltsbewegung.

Der Frust sitzt tief. Auch noch ein halbes Jahr nach ihrem Ausfallschritt zum Block in einem Training des TV Bad Bergzabern. Erna Schott schloss sich nach ihrem Wechsel nach Landau Bergzaberns Basketballerinnen an – und das mit großem Erfolg. Das TVK-Talent eroberte sich einen Stammplatz in der anspruchsvollen Umgebung und fand schnell neue Freundinnen. Mit dem TVB-Team marschierte die durchsetzungsstarke Centerspielerin in der letzten Saison von Sieg zu Sieg. Am Ende feierte Erna Schott mit ihrem neuen Team souverän die Landesliga-Meisterschaft und schaffte den Aufstieg in die Oberliga – ein „Riesen-Aufstieg“ für die 1,78 Meter große Korbjägerin aus Bischheim.

„Das lief alles so gut. Und dann so was. Ich hatte mich so sehr auf die Oberliga gefreut. Es war der ganz große Traum“, sagt Schott. „Doch die klaren Pläne, die ich noch letzten Sommer hatte, sind geplatzt. Vieles hat sich durch die Verletzung verändert. Und es macht auch etwas traurig, nur als Zuschauerin bei den Oberliga-Spielen dabei sein zu können. Klar freue ich mich für das Team, dass es diese Runde als Aufsteiger so toll funktioniert. Und dennoch wäre ich gerne direkt dabei.“ Rückschläge im Herbst Diese eine „blöde Bewegung“ nach dem Vollsprint zum Block – eine Allerweltsbewegung im Training beim Einstudieren neuer Laufwege – löste eine große Kettenreaktion aus. „Es hat plötzlich geknackt im Knie meines ausgestreckten Beines“, beschreibt Erna Schott den Moment, der im vergangenen Sommer alles veränderte. „Vielleicht war ich müde vom Stress des Tages und nicht mehr zu 100 Prozent fit. Vielleicht ist es aber auch einfach so passiert. Aber es war heftig – das merkte ich gleich im ersten Moment. Beide Menisken hat’s erwischt, das Kreuzband ist gerissen. Hinzu kommt ein Knorpelschaden am Oberschenkelknochen.“ Sprunggelenk-Verletzungen, Bänderriss und auch die Kapsel am Finger – solche Blessuren kannte sie schon aus der Vergangenheit. Doch so eine schwere Verletzung habe sie bisher noch nicht erlebt, erzählt die 24-Jährige. „Ich wurde in der Atos-Klinik in Heidelberg operiert. Zunächst lief alles nach Plan. Die Beweglichkeit kam zurück. Es ging gefühlt schnell aufwärts. Auch die Physiotherapeuten waren mit der Entwicklung zufrieden. Die Bänder schienen gut verheilt“, erzählt Erna Schott. „Doch im Herbst gab’s Rückschläge. Ich hatte Schmerzen bei Belastungen, nicht einmal das Treppenlaufen ging schmerzfrei. Auch weiß ich derzeit noch nicht, wie sich alles weiter entwickeln wird. An Leistungssport ist noch nicht zu denken. Es fehlt mir ein konkretes Datum, auf das ich hinarbeiten kann. Vielleicht ist das mental aktuell mein größtes Problem.“ Erna Schott gibt aber nicht auf, will Muskeln aufbauen, noch mehr Kraft in die Beine bekommen, um so das lädierte Knie zu entlasten. Geduld ist angesagt. Aber: „Das alles ist schon doof. Weil ich nicht weiß, wie alles in einigen Monaten sein wird. Deshalb ist es mit der Geduld auch nicht immer so leicht – zumal neben dem Basketball noch andere Bereiche oder tägliche Abläufe betroffen sind.“ Im Fitness-Studio sei sie längst für regelmäßiges Aufbau-Training angemeldet. Doch manchmal fehle einfach die Zeit. Erna Schott studiert Sport und Kunst auf Lehramt. Nach ihrem Start in Mainz wechselte sie unter Anrechnung ihrer ersten drei Semester in die Südpfalz. In den kommenden Wochen steht die Bachelor-Arbeit auf dem Programm, danach geht’s mit dem Master-Studium weiter. „Auch im Studium gab es durch die Verletzung Einschränkungen, viel Theorie statt Praxis. Ich hoffe, mit dem neuen Sommersemester ab April auch wieder Sportkurse belegen zu können“, meint Schott. „Zuerst will ich den Alltag mal wieder ohne Schmerzen erleben. Danach natürlich auch wieder aktiv Sport ausüben. Am liebsten auch wieder Basketball spielen, vielleicht nächste Runde mit den TVB-Mädels in der Oberliga. Das ist das Ziel. Dafür werde ich alles geben. Doch jetzt muss 2024 erst einmal alles Schritt für Schritt erfolgen!“ Happy am Studienort Landau Die alten Bande nach Bischheim oder zum TVK sind bei Erna Schott nicht abgerissen. Gerade hat sie ihren „Heimaturlaub“ über Weihnachten und Neujahr voll und ganz ausgekostet. „Ich bekomme auch sonst täglich TVK-Infos, per Basketball-News über SMS oder auch via Whatsapp. Da gibt’s noch viele alte Bekannte oder immer noch gute Freunde. Das ist ja alles kein Problem. Ich schaue mir gerne TVK-Spiele an, wenn ich zu Hause in Bischheim bin. Auch Anfang Dezember war vieles wieder ganz nah, als ich ehemalige Mitspielerinnen auf dem Christkindlmarkt in Kirchheimbolanden getroffen habe. Da hatte der TVK ja einen Stand, der wichtiger Treffpunkt für viele war“, erklärt die Nordpfälzerin. „Das hier ist meine Heimat und wird es auch immer bleiben. Und dennoch: Ich bin voll und ganz in Landau angekommen. Landau ist eine tolle Stadt, die Umgebung mega-schön. Beim TV Bad Bergzabern fühle ich mich wohl. Auch mit meinem neuen Trainer Jan Wroblewski und meinem Team passt alles perfekt.“ Erna Schott ist, abgesehen von der immer noch nicht verheilten Sportverletzung, also rundum „happy“. Auch in ihrer Landauer WG, auf der Uni, in ihrem Studium und ihrem „Atelier“ in der Landauer Stadt, in dem sie mit anderen Studenten ihre Kunst ausleben kann.