TVK Damen sind Meister

Ein Auswärtsspiel, das dank zahlreicher TVK-Fans zum Heimspiel wird. Im Schlussakt der Saison 2022/2023, im allerletzten Moment, springt der TV Kirchheimbolanden auf den ersten Platz der Landesliga 2 und feiert den Titelgewinn. Erschöpft und fassungslos bis überglücklich mit Freudentränen – die Gefühle fahren Achterbahn bei „Kibos“ Korbjägerinnen.

Die Mannschaft um Trainer Lennart Vatter verliert Anfang März das eigentlich zur Meisterschaftsentscheidung hochstilisierte Gipfeltreffen beim härtesten Kontrahenten DJK Nieder-Olm II. Der Traum vom Titel schien für den TV Kirchheimbolanden geplatzt zu sein, ehe der Spitzenreiter sein letztes Spiel beim TV Oppenheim verlor und dem TVK plötzlich wieder eine Tür öffnete – im Nachholspiel, lange nach dem letzten Spieltag, ausgerechnet bei jenem TV Oppenheim, der den Rheinhessen-Rivalen zum Stolpern brachte. Mit einem Sieg konnten die Korbjägerinnen aus der Kleinen Residenz in der „Saison-Nachspielzeit“ Nieder-Olm aus eigener Kraft final abfangen und die Meisterschaft in die Nordpfalz holen. Halten die Nerven im Alles-oder-Nichts-Spiel? Schaffen die TVK-Mädels, eine eingeschworene Truppe, das späte Happy End? Sie bekamen von rund 50 mitgereisten Fans lautstarke Unterstützung und sie meisterten die besondere Herausforderung in einem Hitchcock-Finale, das bis in die Schlussminuten spannend und dramatisch verlief. Anfang der entscheidenden Phase stand es noch 33:36 (30.). Mit einer spektakulären 17:8-Schlussoffensive zum 53:41 (25:24)-Sieg sorgten die über sich hinaus wachsenden TVK-Basketballerinnen für das späte Happy End und den ganz großen Saisontriumph.

„Sind wir wirklich Meister?“

„Cool, echt verrückt. Eine Wahnsinns-Saison“, beschrieb Lennart Vatter seine Gefühle. Die, wie er sagt, diese Runde mit ihm Achterbahn gefahren seien. Lange alles gut, dann kurz vor Schluss gefühlt alles weg – und jetzt so ein Saisonschlussspurt. „Dass wir überhaupt nochmals aktiv ins Meisterrennen eingreifen konnten, eine zweite Chance bekamen. Dann der erfolgreiche Saisonabschluss im letzten Spiel, im letzten Viertel – der Hammer. Vatter: „Unsere erfahrene Spielmacherin Eva Krause-Lott hatte es im Blut, dass es auf das letzte Spiel in Oppenheim ankommt!“ Trotz personeller Rückschläge durch die Ausfälle der Leistungsträgerinnen Meike Bauer (Sprunggelenkverletzung) und Maria Jesus Retamal Tejos (Europareise mit Austauschprogramm) und eines schwachen Starts (3:10, 4. Minute) habe sich das Team nicht beirren lassen und mit großer Fokussierung die Titelchance bis in die Schlussphase „heiß“ gehalten. „Einen Tag vor dem alles entscheidenden Match testete Emma Bauer im Abschlusstraining ihren Knöchel. Er hielt. Dennoch zog „Kibos“ erfolgreiche Werferin im Training und zu Beginn des „Endspiels“ nicht richtig durch – um dann 30 Minuten lang und in der Crunchtime groß aufzutrumpfen und Entscheidendes auf die Waagschale zu legen. Der Plan ging auf. Bauer erzielte mit Judith Zumstein die meisten Treffer. Beide korbhungrigen TVK-Talente hatten entscheidenden Anteil am Sieg im Schlüsselspiel.

Zumstein saß noch lange nach Abpfiff auf der Bank, konnte das Erlebte nicht fassen und fragte: „Haben wir’s wirklich geschafft? Sind wir wirklich Meister?“ Der Hechtsprung nach Neuaufbau und kontinuierlicher Steigerung in den letzten Jahren klappte es im dritten Anlauf. Trainer und Team haben sich selbst belohnt für eine starke Runde. Je länger die Partie dauerte und ausgeglichen verlief, wuchs das Selbstbewusstsein und vor allem die Gier, es jetzt endlich packen zu wollen. Die TVK-Mädels nahmen ihr Herz in die Hand. Mit großem Willen und effizientem Zweikampfverhalten schafften die Kreisstädterinnen die Basis für den Durchbruch im vierten Viertel. „Wir standen mit unserer 2-1-2-Zone perfekt unterm eigenen Korb, verteidigten körperlich und hatten eine klare Überlegenheit bei den Rebounds. Darüber hinaus verwirrten wir die Gegnerinnen durch eingestreute Ganzfeld-Pressen mit direkter Mann-Mann-Verteidigung“, analysierte Vatter. „Mira Becker und Leonie Hanauer erledigten defensiv einen Top-Job, machten großen Druck auf den Oppenheimer Spielaufbau und verhinderten erfolgreich Fastbreaks. Es war aber das komplette Team, die stabile Einheit, die am Ende den Unterschied ausmachte.“ Eine Szene Mitte des vierten Viertels war sinnbildlich für den großen Kampfgeist und die unbändige Moral der TVK-Korbjägerinnen: Einen Ball, gefühlt schon verloren im Aus, hielt Emma Bauer mit einem Hechtsprung an der Seitenlinie im Spiel, passte auf Judith Zumstein, die zur 43:37-Führung (35.) traf – der Auftakt des vielumjubelten finalen 12:4-Laufes in den letzten fünf Minuten. „Das gab einen Push. Wir wollten den Sieg am Ende einfach mehr als der TV Oppenheim“, freute sich Vatter. „Einfach genial!“

Zumstein (19 Punkte), Emma Bauer (12), Krause-Lott (5), Hirsch (4), Becker (4), Hanauer (4), Starck (3), Lowin (2).