Saisonbilanz von TVK I – Gespräch mit Kapitän Sven Radloff

Von himmelhochjauchzend auf Wolke sieben mit Titelträumen im Kopf bis hin zu enttäuscht und frustriert nach schwachen Leistungen – die Basketball-Saison 2018/2019 in der Landesliga Rheinhessen-Pfalz zeigte eine große Bandbreite an Gefühlen beim TV Kirchheimbolanden. Am Ende der rasanten Achterbahnfahrt war wieder alles gut. Uwe Eid sprach mit Kapitän Sven Radloff, ganz nebenbei Routinier mit Regionalliga-Reife, zweitbester TVK-Werfer und erfolgreichster Dreierschütze der Liga.

Sven, sind Sie persönlich enttäuscht vom Abschneiden ihres Teams – war doch lange Zeit der Titel greifbar nahe?

Ganz und gar nicht. Das Thema kam von außen. Intern war die Meisterschaft nie unser Ziel. Sind wir ehrlich: Das war auch nicht realistisch. Unser Plan war von Beginn an, uns in der Landesliga zu etablieren, früh den Klassenerhalt zu schaffen und einen sicheren Mittelfeldplatz zu erreichen. Am Ende ist alles genau so gekommen. Also sind wir zufrieden mit dem Ergebnis – nicht immer mit den schwankenden Leistungen. Wir haben nicht ganz das Optimale herausgeholt. Doch Titel und Aufstieg – das war nie unser Ziel.

Der TVK war Tabellenführer und eine Zeit lang auf Augenhöhe mit den Topteams TSG Heidesheim und SV Goethe Mainz unterwegs…

…Das stimmt. Wir erwischten wirklich einen starken Saisonstart, performten richtig gut und zeigten die ersten sechs Spiele Top-Leistungen. Wir waren Tabellenführer und hatten in den beiden direkt aufeinander folgenden Gipfeltreffen in Mainz und Heidesheim jeweils den Sieg selbst auf der Hand. Nur durch eigene Fehler verloren wir die Spitzenspiele nach Verlängerung oder mit einem einzigen Punkt Differenz. In der Tat: Hätten wir die beiden direkten Duelle jeweils auswärts gewonnen – und das war drin – wäre die Saison anders verlaufen. Durchgehalten bis zum Gewinn der Meisterschaft hätten wir es nicht – aber vielleicht wäre dann ein dritter oder vierter Platz drin gewesen. Doch wir müssen auch ehrlich bleiben: Am Anfang spielten wir über unserem Zenit – das entsprach unserem Potential entsprechend und auf Dauer einer ganzen Saison gesehen nicht unserem wahren Leistungsvermögen.

Warum kam es dann nach dem Traumstart mit vier Siegen aus fünf Spielen ab November zu neun Niederlagen aus den restlichen 13 Landesliga-Spielen?

Eine gute Frage. Wahrscheinlich die Summe von vielen kleinen Dingen: Irgendwie gaben die beiden Niederlagen in den Spitzenspielen einen Knacks. Es lief wochenlang überhaupt nichts mehr zusammen und es fehlte die Konstanz – guten Leistungen folgten wieder zwei ganz schwache Auftritte. Aus gesundheitlichen Gründen fehlte ab November längere Zeit unsere Trainerin. Eva Krause-Lott ist wichtiger Bestandteil des Teams, der Kopf der Truppe, Ideengeberin und Antreiberin. Das war schon ein großer Verlust – nicht nur bei den Spielen. Auch im Training fehlte die Intensität. Eine schlechte Vorbereitung überträgt sich auf das Match. Ein weiterer Grund war vielleicht auch das Niemandsland der Tabelle. Natürlich gehen wir alle im Team immer mit dem festen Willen ins Spiel, es auch zu gewinnen. Doch im Unterbewusstsein fehlt dann doch die letzte Spannung – denn früh hatten wir den Klassenerhalt klargemacht und nach den ersten Niederlagen war dann auch schnell klar, dass wir ganz oben nicht mehr mitreden können.

Was sind die Stärken, wo gibt es Verbesserungspotential?

Die Teamchemie stimmt. Wir haben Spaß im Training und bei den Spielen, es passt alles gut zusammen. Ein besonderes Plus ist die Ausgeglichenheit. Wir haben zwar keinen Ausnahmekönner beziehungsweise einen in der Mannschaft, der pro Spiel für über 30 Treffer gut ist, wie es viele andere Teams haben. Doch dafür punkten sehr viele. Wir entwickeln Gefahr von allen Positionen, haben eine ordentliche Größe für das Centerspiel und sind auch aus der Distanz gefährlich. Die Mischung macht´s – auch was das Alter betrifft. Wir haben Erfahrene und ganz Junge in der Mannschaft. Offensiv läuft es gut, verbessern müssen wir uns in unserem Abwehrverhalten. Die Defensive war ein großes Problem in der Runde – oft kamen wir immer einen Schritt zu spät. Wir waren nicht aggressiv genug in den Zweikämpfen und auch bei den Rebounds zu schwach.

Sven, bleibt das Team zusammen? Ist der Titel ein Thema in der nächsten Runde?

Nein. Definitiv nicht. Hauptfokus muss sein, Trainerin und Truppe als verschworene Einheit zusammenzuhalten und weiter viel, viel Spaß zu haben. Das sieht Stand heute gut aus. Viel wichtiger als die Oberliga als Ziel auszurufen, ist an der Basis beim TVK weiter gute Arbeit zu leisten. Den Nachwuchs vernünftig auszubilden und genug Eigengewächse auf dem Weg in die Erwachsenenmannschaften fitzumachen – das ist unser Masterplan. Alles andere kommt dann irgendwann von allein.

Wie nutzen Sie die lange basketballfreie Zeit von April bis August?

Sie wird nicht basketballfrei. Einmal pro Woche werden wir uns zum Training treffen, ganz entspannt werfen und ein bisschen spielen. Das muss schon sein, bevor dann im Sommer die intensive Vorbereitungszeit für die neue Saison beginnt. Natürlich bleibt jetzt mehr Zeit – an den Abenden und Wochenenden. Ein schöne Zeit – geeignet, um wieder mehr im Freien zu sein. Auch aufs Laufen und Mountain-Biking freue ich mich. In einer Gruppe sind wir mit den Rädern auf dem Schillerhain und rund um den Donnersberg unterwegs.

Das Interview führte Uwe Eid

Landesliga-Bilanz TV Kirchheimbolanden:

6. Platz, 16 Wertungspunkte (acht Siege, zehn Niederlagen), 1431:1310 Korbpunkte (+121), 89 Dreier, 421/228 Freiwürfe (54 Prozent), 350 Fouls (die meisten in der Liga!).

Saison-Scouting TVK-Herren:

Lukas Ruther (278 Punkte), Sven Radloff (247), Heiner Thauern (222), Tom Dreyer (157), Sascha Kopcan (137), Lennart Vatter (110), Simeon Jung (71), Moritz Braun (58), Ludwig Weinsheimer (56), Mirko Friedrich (42), Marc André Noll (30), Christof Thauern (22), Alexander Götter (1).

TVK-Weitwurf-Könige:

Sven Radloff (43 Dreier – erfolgreichster Landesliga-Schütze), Lennart Vatter (26, Platz zehn in der Landesliga).

Top-Bilanz an der Freiwurflinie: Sven Radloff (80 Prozent, 35/28), Lennart Vatter (71 Prozent, 14/10).