Ein basketballspielendes Multitalent

Judith Zumstein ist eine junge Frau mit vielen Facetten. Ehrgeizig ist sie als Korbjägerin und Schiedsrichterin beim TV Kirchheimbolanden, sie liebt das Reiten – besonders ihr eigenes Pferd Odett. Und um das kostspielige Hobby und ihr Psychologie-Studium zu finanzieren, verdient die 22-Jährige ihr eigenes Geld – als selbstständige Finanzberaterin.

Ehrgeiz, Disziplin, klare Strukturen und konkrete Ziele sind die Parameter, die Judith Zumstein ihr vollgepacktes und bewegtes Leben ermöglichen. Ihr ist nichts zu viel. Es sind nicht nur die verschiedenen Themengebiete und Herausforderungen. Auch die unterschiedlichen Standorte fordern sie Tag für Tag aufs Neue. Vom Familienmittelpunkt Dannenfels in den Stall und zum Reitplatz nach Standenbühl, in die Basketballhalle nach Kirchheimbolanden, zum Studium in die Universität nach Mannheim und aktuell auch zum Praktikum zu einer Unternehmensberatung nach Mainz. Dann noch „pfalzweit“ unterwegs bei ihren Kunden in der Finanzberatung. Wie geht das? Bleibt da überhaupt noch eine freie Minute Zeit übrig? Für Zumstein kein Problem. „Ich bin leidenschaftlich gerne mit Freunden in der Freizeit unterwegs. Zeit fürs Feiern bleibt schon noch“, sagt die Studentin – auch wenn ihr Kalender kaum Lücken aufweist.

Psychologie-Studium statt Tiermedizin

„Eigentlich wollte ich als Kind Tierärztin werden und später Medizin studieren“, erzählt Zumstein. „Ein Praktikum im Krankenhaus in der zwölften Klasse hat mich davon aber abgebracht. Mir fehlte einfach der wirtschaftliche Bezug bei der Arbeit.“ Bewusst habe sie sich nach ihrem Abitur 2018 am Nordpfalzgymnasium für ein klassisches Psychologiestudium entschieden – um sich nach dem Bachelorabschluss auf „klinische“ oder wirtschaftliche Psychologie spezialisieren zu können. Dieser Schritt steht bald an, denn die Dannenfelserin schreibt gerade ihre Bachelorarbeit über kognitive Psychologie und vertieft ihr erlerntes Wissen in einem viermonatigen Praktikum bei einem IT-Beratungshaus in Mainz.

„Ich erarbeite Schulungskonzepte für Weiterbildungen und Persönlichkeitsentfaltung und entwickle Lösungen für Prozesse in den Bereichen Personal und Marketing. Eine neue, echt spannende Erfahrung.“ Die Wahl ihres nachschulischen Schwerpunktthemas und die Entscheidung für die Uni Mannheim habe sie nie bereut, beteuert die lernbegierige, lebenshungrige und gut gelaunte Frau. Die nächste Etappe 2022 ist klar definiert: Im kommenden Herbst will Judith Zumstein ins nächst höhere Level durchstarten und das Masterstudium absolvieren. Ihre spätere Berufswahl hat sie für sich bereits konkretisiert. Einen Job in der Unternehmensberatung oder im Bereich „Führungskräfteentwicklung und -Coaching“ hat sie fest im Fokus.

Corona-Krise macht erfinderisch

Berührungsängste und Umstellungsprobleme beim späteren Übergang vom Studium in den Beruf wird Zumstein wohl keine haben – mit erst 22 Jahren steht sie bereits fest im Leben. Früh jobbte sie in einem Restaurant, um ihr Taschengeld aufzubessern – insgesamt sechs Jahre lang. Bis Corona kam und die Pandemie ihr die wichtige Verdienstmöglichkeit nahm. „Sich wegen knapperer Kasse zu reduzieren war nicht mein Ansatz, meine Hobbys und mein Pferd wollte ich auf jeden Fall behalten“, beteuert das „Multi-Talent“. „Als ich nicht mehr kellnern konnte, entschied ich, mich weiterzubilden und als freie Produktberaterin in der Finanzdienstleistungsbranche selbstständig zu machen. Eine anspruchsvolle Herausforderung, aber auch tolle Bereicherung.“ Mit einem vorhandenen Pool von über 300 Kreditinstituten berät sie zu völlig unterschiedlichen Themen. Mal für die Altersvorsorge, mal für den Vermögensaufbau oder die Finanzierung verschiedener Wünsche. Sie stelle die Ziele und Vorstellungen ihrer Kunden in den Mittelpunkt, sagt sie. „Ich lebe fast ausschließlich von der Weiterempfehlung zufriedener Kunden. Diese Erlebnisse haben mich im vergangenen Jahr persönlich und fachlich enorm vorangebracht.“ Mit Lieblingspferd zum Adlerbogen Als wären Studium, Praktikum und Job im Dreiklang nicht genug – so findet die Pferdeliebhaberin täglich zwei Stunden Zeit für ihre „Odett“. Sie besucht regelmäßig die 26-jährige Zweibrücker Stute im Selbstversorgerstall in Standenbühl, der derzeit elf Pferde beherbergt. Odett ist ihr ans Herz gewachsen. Sie hofft auf eine noch lange Verbindung, auch wenn ihr Pferd nicht mehr das Jüngste ist. „Früher bin ich oft ausgeritten. Unsere Lieblingsstrecke war rauf auf den Donnersberg zum Adlerbogen“, berichtet Zumstein begeistert, die sich bereits als Kind – seit 16 Jahren – dem Pferdesport verschrieben hat.

„Momentan reite ich nicht mehr so oft. Odett hat Arthrose, da stehen die weiten Ausflüge natürlich nicht mehr auf dem Tagesprogramm.“ Basketball aus zwei Perspektiven Vor der Korbjagd beim TV Kirchheimbolanden führte Zumsteins Weg zunächst über den 1. FC Kaiserslautern. Die, bedenkt man ihren Wohnort Dannenfels, eher ungewöhnliche Entscheidung für die FCK-Basketballerinnen, passt zu Zumsteins Lebensweg. Denn sie sucht das Herausfordernde und Besondere und nicht das Naheliegende und Normale.

Das Basketballspiel wurde ihr durch ihre Mutter (TV Clausen) und ihren Vater (VfB Altrip) praktisch in die Wiege gelegt. Nach ihrem Wechsel zum TVK ging Zumstein zeitweise mit Doppellizenz auch noch in Nieder-Olm an den Start. „Vor Corona trainierte ich teils viermal die Woche. Lange Zeit konnten wir dann aber gar nicht in die Halle“, beschreibt Zumstein die vergangene schwierige Saison ohne echten Wettbewerb. „Jetzt sind wir alle wieder topmotiviert. Das Training macht im großen Team viel Spaß. Wir können oft 5:5 spielen – das sind die besten Vorbereitungen“, erzählt sie.

Seit 2016 ist die 1,82 Meter große Korbjägerin auch Schiedsrichterin, manchmal gemeinsam mit „Papa“ an der Pfeife. Mittlerweile ist sie aufgrund ihrer guten Leistungen in überregionalen Ligen bis zur Herren-Landesliga nominiert. Oder wie am kommenden Sonntag erstmals bei einem Oberliga-Damenspiel in der Lauterer Betzenberghalle. Immer wieder neue Aufgaben und Erfahrungen, immer wieder neue Anreize und Ziele – das treibt Judith Zumstein an. Langeweile will sie in ihrem Leben nicht aufkommen lassen.

Info

Bei den ersten beiden Spielen des TV Kirchheimbolanden in der Landesliga, dem Sieg in Clausen und der Niederlage in Lambsheim, war die Centerspielerin nicht dabei. Jetzt will die größte TVK-Spielerin mit vielen gewonnenen Rebound-Duellen und Korberfolgen dazu beitragen, dass Kibos Korbjägerinnen wieder jubeln können. Mit einem weiteren Erfolgserlebnis gegen die TSG Heidesheim würde sich der TVK vorerst in der oberen Tabellenhälfte der Basketball-Landesliga Rheinhessen-Pfalz 2 festsetzen. Anpfiff in der heimischen Georg-von-Neumayer-Schule ist am kommenden Samstagabend um 17 Uhr.